Der plötzliche Kompromiss der Ampel gleicht einem Weihnachtszirkus: Großspurige Ansagen und kleine Nummern. Wer dafür klatschen wird und welche Tricks hinter der Show stecken, werden wir nun leider erst im neuen Jahr entdecken.
Seit dem Bundesverfassungsgerichtsurteil zum Zweiten Nachtragshaushalt 2021 sind über vier Wochen vergangen. Weil die Ampel-Koalition nicht auf dieses Urteil vorbereitet war, gab es unzählige öffentliche Debatten und die Uneinigkeit innerhalb der Bundesregierung wurde deutlich. Nun haben sich Bundeskanzler Scholz, Bundesfinanzminister Lindner und Bundeswirtschaftsminister Dr. Habeck auf einen Kompromiss geeinigt, den Sie am Mittwoch in einer Pressekonferenz stolz verkündeten:
Um die Fehlbeträge von 17 Mrd. Euro im Bundeshaushalt 2024 und knapp 13 Mrd. Euro im Klima- und Transformationsfonds auszugleichen, werden nun Subventionen reduziert, Förderprogramme abgebaut, Ausgaben gekürzt und mit Privatisierungserlösen für die Deutsche Bahn geplant. Statt einer echten Prioritätensetzungbei den Ausgaben – wie zum Beispiel beim Bürgergeld, der Kindergrundsicherung und dem Gebäudeenergiegesetz – werden zur Haushaltskonsolidierung über den Bundeshaushalt Kleinbeträge eingesammelt und Steuererhöhungen durchgesetzt. Die Einhaltung der Schuldenbremse scheint bereits mit der Ankündigung eines "Überschreitungsbeschlusses" zur Aussetzung aufgrund der Aufbauhilfe Ahrtal und unvorhersehbarer Ukraine-Hilfen für 2024 aufgeweicht.
Die Haushaltskrise der letzten Wochen war eine Regierungskrise. Deshalb hätte Regierungschef Olaf Scholz am Mittwoch die Einigungen zum Haushalt 2024 auch bei seiner Regierungserklärung - eine Stunde nach der Pressekonferenz- im Deutschen Bundestag erläutern müssen. Das Haushaltsrecht ist das Königsrecht des Parlaments. Aber wieder einmal verpasste der Kanzler seine Chance, dem Land auf die so drängenden innenpolitischen Fragen eine Antwort zu geben. Der plötzliche Kompromiss der Ampelparteien
verschafft der Regierung allenfalls Zeit über den Jahreswechsel. Er gleicht mit seinem Kleinklein an Maßnahmen und unrealistischen Annahmen eher einem Weihnachtszirkus: Großspurige Ansagen und kleine Nummern in warmer Gebläseluft. Welche Tricks hinter der Show stecken und wer dafür klatschen wird, werden wir nun leider erst im neuen Jahr wissen.