Rede Aus Und Weiterbildung 28 4 23

Deutsch-polnische Zusammenarbeit, Fachkräftesicherung und mehr Inklusion - Rückblick auf zwei Bundestagswochen

Fachkräftesicherung durch Aus- und Weiterbildung

Gleich zweimal durfte ich in dieser Woche im Plenum eine Rede halten. Am heutigen Freitag ging es um das Thema Aus- und Weiterbildung. Aus- und Weiterbildung ist zweifellos das wichtigste Thema für unsere Fachkräftesicherung. Die Ampelkoalition betonte noch in ihrer Fachkräftestrategie, dass besonders die Belange von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bei Initiativen zur Stärkung der Weiterbildung berücksichtigt werden sollen… Aber in ihrem Gesetzentwurf, über den wir beraten haben, tauchen KMU in keiner Weise auf.

(Foto: © Deutscher Bundestag)

"Aus- und Weiterbildung ist zweifellos das wichtigste Thema für unsere Fachkräftesicherung."

Dr. Markus Reichel MdB

Das kritisieren wir als CDU/CSU-Bundestagsfraktion scharf. Auch die geplante Ausbildungsgarantie ist ein reiner Etikettenschwindel. Die geplante bundesweite Öffnung außerbetrieblicher Ausbildung für sogenannte „Marktbenachteiligte“ gefährdet die Besetzung der zahlreich verfügbaren betrieblichen Ausbildungsplätze. Junge Menschen sollten ihre Bemühungen um einen betrieblichen Ausbildungsplatz detailliert nachweisen müssen, bevor die außerbetriebliche Ausbildung zum Zuge kommt.

Hier können Sie einen Ausschnitt aus meiner Rede ansehen:

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Betriebliche Mitbestimmung als Chance

In meiner Rede am Donnerstag ging es um die betriebliche Mitbestimmung. Für mich als langjähriger Arbeitgeber und Mittelstandspolitiker ist klar: Die Partnerschaft zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ist der Schlüssel für den Erfolg eines Unternehmens und wird in Zukunft noch wichtiger für die Gewinnung von Mitarbeitern. Aber als Politiker dürfen wir nicht glauben zu wissen, was am besten für die Arbeitnehmer und Unternehmen ist.

"Betriebliche Mitbestimmung darf kein Zwang sein und mit immer neuen Belastungen verbunden werden."

Dr. Markus Reichel MdB

Das gilt insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen. Betriebliche Mitbestimmung muss auch in Zukunft als Option offen stehen, wenn sie zum Unternehmen passt oder wenn die Arbeitnehmer den Wunsch haben, sich zu organisieren. Dann schafft die soziale Marktwirtschaft Freiräume und die betriebliche Mitbestimmung bleibt eine große Chance!

Hier können Sie einen Ausschnitt aus meiner Rede ansehen:

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Stoppuhr

Arbeitszeit mit Stoppuhr?

Das Bundesarbeitsgericht hat entschieden: Die Arbeitszeiterfassung muss neu geregelt werden. Dabei geht es um den Gesundheitsschutz – aber es geht auch um Flexibilität, Vertrauen und Rechtssicherheit für Personaler oder Geschäftsführer. Wie wir arbeiten wollen, welche Regelungen besonders kleine und mittelständische Unternehmen brauchen, wie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am besten geschützt werden – bei gleichzeitiger Flexibilität: Darüber haben wir am Mittwoch im Fachgespräch der CDU/CSU-Bundestagsfraktion diskutiert. Als für Fachkräfte zuständiger Politiker war ich dabei und habe in meinem Eingangsstatement meine Sicht auf die Herausforderungen geschildert.

Mein Fazit: Der vorliegende Referentenentwurf des Bundesarbeitsministeriums bleibt hinter seinen Gestaltungsmöglichkeiten zurück. Der oft betriebsratlose Mittelstand kann keine Abweichungen von den Regelungen vereinbaren und auch die Eigenheiten der Kreativarbeit werden nicht beachtet. Hier muss nachgesteuert werden – denn Arbeitszeit ist auch eine Absprache von Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Zudem: Vertrauensarbeitszeit wird zwar ermöglicht, aber wie soll ein Arbeitgeber dann Auskunft über die Arbeitszeitdokumentation geben?

Um uns ein umfassendes Bild zu verschaffen, haben wir uns mit Arbeitnehmern und Arbeitgebern darüber ausgetauscht, welche praktischen Herausforderungen sich aus der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgerichts für ihre jeweilige Tätigkeit ergeben, und auch einen Blick ins das europäische Ausland gewagt. Der Input wird in unsere parlamentarische Initiative einfließen.

Eec Panel Markus Spricht

Wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Polen

Am Montag war ich als Referent beim 15. Europäischen Wirtschaftskongress in Katowice, Polen, eingeladen. Auf dem Panel zur deutsch-polnischen Wirtschaftskooperation ging es um drängende Fragen: Wie können wir im aktuellen politischen Klima, in einer Situation der Wirtschaftstransformation und geopolitischen Krise wirtschaftliche weiter zusammenwachsen? Denn: Deutschland und Polen sind bereits heute wirtschaftlich stark miteinander verbunden.

"Diese deutsch-polnischen Beziehungen müssen wir weiter entwickeln, um miteinander zu wachsen – das ist meine feste Überzeugung."

Dr. Markus Reichel MdB

Am Abend ging es dann weiter nach Krakau, wo ich bei einer Konferenz der Konrad Adenauer Stiftung in Polen mit anderen Panelisten darüber diskutiert habe, wie wir angesichts des Krieges gegen die Ukraine als europäische Wertegemeinschaft einheitlich auftreten und diese Werte verteidigen können.

Hier erhalten Sie einige Eindrücke von beiden Veranstaltungen:
Bild 1: Panel auf dem Europäischen Wirtschaftskongress
Bild 2: Austausch mit dem früheren ukrainischen Staatspräsidenten Petro Poroschenko
Bild 3: Im Gespräch mit dem früheren polnischen Premierminister Jerzy Buzek
Bild 4: Panel auf dem Europäischen Wirtschaftskongress
Bild 5: beim Expertengespräch der KAS mit dem früheren polnischen Außenminister Jacek Czaputowicz und dem ukrainischen Parlamentarier Volodymyr Ariev. Moderation Magdalena Cedro vom Think Tank Polityka Insight

Hubert Hueppe Markus Reichel

Inklusion auf dem Arbeitsmarkt

Wie schaffen wir mehr Inklusion auf dem Arbeitsmarkt? Die barrierefreie Gestaltung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen, der Einsatz digitaler Technologien, die Situation von Inklusionsbetrieben und Behindertenwerkstätten, Fördermöglichkeiten: Darüber habe ich mich auch in Dresden bereits mehrfach mit Bürgerinnen und Bürgern sowie Unternehmerinnen und Unternehmern ausgetauscht.

Wir von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wollen, dass Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt am Arbeitsleben teilhaben – und wir wollen die Möglichkeiten dafür schaffen. Deshalb habe ich auch mit meinem Fraktionskollegen Hubert Hüppe MdB über das Gesetz der Ampel zur Förderung eines inklusiven Arbeitsmarkts, das wir am 20. April im Plenum beraten haben, ausgetauscht. Hubert Hüppe war Behindertenbeauftragter der Bundesregierung unter Unionsführung und das Thema liegt ihm wie mir sehr am Herzen. Unser Fazit: Die Ampel verpasst mit ihrem Gesetz viele Chancen für mehr Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt.

Die Werkstätten für behinderte Menschen und die Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation kommen in ihrer Funktion für einen inklusiven Arbeitsmarkt viel zu kurz. Die Frage des Werkstattlohns muss dringend aufgegriffen werden. Das von unserer Fraktion geforderte Förderprogramm für eine barrierefreie digitale Infrastruktur in außerbetrieblichen Ausbildungsstätten wird nicht angegangen – ebenso wenig die Vermittlung digitaler Kompetenzen.

"Es fehlen Förder- und Forschungsprogramme zur Digitalisierung und zum Einsatz von digitalen Medien für die verstärkte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen."

Dr. Markus Reichel MdB

Digitalisierung kommt bei der so genannten Fortschrittskoalition hier gar nicht vor! Die Potenziale, die Menschen mit Behinderungen für den ersten Arbeitsmarkt mitbringen, werden nicht in dem Maße genutzt, wie es möglich wäre. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels wäre es dumm, ihre fachliche Qualifikation, ihr Herzblut und ihr Engagement nicht zu nutzen.

Uhl Reichel Stowasser Ki

Künstliche Intelligenz in der Arbeitswelt

Wie verändert Künstliche Intelligenz (KI) die Arbeitswelt? Darüber haben wir am vergangenen Montag im Arbeitskreis „Zukunft der Arbeit“ der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit Prof. Dr. Sascha Stowasser (Bild, r.) , Direktor des Instituts für angewandte Arbeitswissenschaft, und Merle Uhl, Bereichsleiterin Künstliche Intelligenz bei der Bitkom, gesprochen. Ich leite den Arbeitskreis für die Unionsfraktion. Gerade KI ist ein sehr spannendes Thema, das uns heute bereits umtreibt – aber in Zukunft noch viel stärker beschäftigen wird.

Eins ist klar: Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte zwischen Euphorie und Panikmache. KI birgt, wenn wir sie richtig einsetzen, eine Chance für mehr Inklusion in der Arbeitswelt, indem beispielsweise Spracherkennungssysteme oder Text-to-Speech-Technologien Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen unterstützen. Eine gut konzipierte und umgesetzte KI-Anwendung kann sich positiv auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auswirken, wenn sie im Arbeitsalltag entlastet oder mehr Autonomie, Flexibilität und Kreativität ermöglicht.

Gleichzeitig wird die KI unsere Arbeitswelt einschlägig verändern: Menschliche Kompetenzen wie soziale Intelligenz, Kreativität, Abwägung, Sensibilität in der Kommunikation sowie ethisch-moralische Einordnung kann KI nicht ersetzen. Sie werden daher immer wichtiger. Qualifikationsanforderungen verändern sich und ganz neue Berufsfelder werden entstehen.

"Wie die KI die Arbeitswelt verändert, können und müssen wir jetzt mitgestalten."

Dr. Markus Reichel MdB

In unserer mittelständisch geprägten Wirtschaft, die ihre Stärke u.a. auch auf Industrien wie den Maschinenbau aufbaut, wird es in den nächsten Jahren v.a. darauf ankommen, die Kompetenzen im Umgang mit KI zu entwickeln.