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Als indonesischer Student im deutschen Parlament

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Hallo, ich bin Dimmy

"Hallo, ich bin Dimas "Dimmy" Fakhri Arsaputra, Mathematikstudent, und habe somit nichts mit Politik zu tun. Ich hoffe, Sie lesen dennoch weiter.

Ich bin ein sehr rühriger Mensch und liebe ehrenamtliche Aktivitäten. Darum engagiere ich mich in Berlin seit Beginn meines Studiums aktiv in mehreren Vereinen. Inzwischen bin ich dadurch Vorsitzender der Vereinigung Indonesischer Studenten (V.I.S.) e.V., dem größtem indonesischen Verein in Deutschland. Ja, das bedeutet die Leitung eines großen Teams, die Lösungssuche jeder Untergliederung sowie Verhandlungen mit zahlreichen Interessengruppen, einschließlich von Unternehmen und Regierungsbeamten.

Der Blick in den Bundestag ermöglichte mir, den Alltag eines Abgeordneten zu beobachten und mich mit den verschiedensten Persönlichkeiten aus aller Welt auszutauschen - was meine diplomatischen Fähigkeiten sehr verbesserte. Daneben interessierte mich auch, wie der Einsatz von KI in der Politik diskutiert wird. Aber von vorn...

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Als ich erfuhr, dass ich dem Dresdner Abgeordneten Dr. Reichel zugeteilt bin, war ich aus verschiedenen Gründen froh und aufgeregt. Unsere Hintergründe sind ähnlich: Wir sind beide Mathematiker, interessieren uns für Consulting und als Mitglied im Ausschuss Digitales agiert er genau in den Themen, für die ich mich auch sehr interessiere. Nachdem ich ihm meine Aufregung gestand, beruhigte er mich: Er sei sehr froh, dass sich sein erster IPS-Stipendiat somit besonders gut in technischen Rechercheaufgaben auskenne.

Natürlich umfasste mein Arbeitstag in Berlin wesentlich mehr. Doch bevor ich diesen beschreibe, muss ich noch erwähnen, dass es einen Unterschied macht, ob eine der 22 parlamentarischen Sitzungswochen im Jahr ansteht oder eine sitzungsfreie Woche.

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Sitzungsfrei oder Sitzungswoche?

Grundsätzlich gibt es immer montags ein Online-Teammeeting am Morgen, bei dem Büroleiterin Rebecca den Plan für die Woche vorstellt und einzelne Teammitglieder ihre Aufgaben und Sachstände präsentieren. Die sitzungsfreie Woche dient vor allem der inhaltlichen Vorbereitung auf die Sitzungswoche. Als Stipendiat verbringe ich meist die ersten 30 Minuten mit der täglichen Presseschau der CDU und Sächsischen Kanzlei. Ich finde es erstaunlich, dass es ein Team gibt, welches die wichtigsten Nachrichten des Tages aus vielen Zeitungen so früh kompakt kompiliert! Wenn ich alle News kenne, erledige ich die unterschiedlichsten Aufgaben. Es ist überwiegend Recherchearbeit, aber so unterschiedlich, dass ich nie gelangweilt bin: Klimaschutz, Digitalstrategie, Plattformökonomie, Lieferkettengesetz, European Chips Act, Asylrecht, bezahlbarer Wohnraum, etc. Der Tag endet meist 17 Uhr, manchmal geht es auch ein bisschen länger.

In den Sitzungswochen sieht die Arbeit ein bisschen anders aus, wenn Markus in Berlin ist. Dann kommen weitere Aufgaben hinzu: Dienstags geht's für mich mit zu den Arbeitsgruppen Arbeit und Soziales sowie Digitales. Arbeitsgruppe ist eine Teilmenge von Ausschuss, wo die Mitglieder zur gleichen Fraktion gehören. Dort wird diskutiert, wie die Fraktion für bestimmte Themen abstimmen werden. Am Mittwoch finden dann die Ausschusssitzungen statt, und am Donnerstag und Freitag begleite ich den Chef gelegentlich zu anderen Terminen - manchmal auch zum Plenum. Darüber hinaus ist Markus auch Mitglied der Deutsch-Polnische Parlamentariergruppe, die sich vor allem um die Kontaktpflege zu Polen kümmert und - verglichen mit den Ausschüssen - nicht so viel Sitzungen hat. In meinem letzten Praktikumsmonat hatte ich auch die Gelegenheit, die Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik der CDU/CSU- Bundestagsfraktion kennenzulernen, für die es keinen zugehörigen Ausschuss gibt. Ihre Aufgabe ist es, die kommunalen Belange in die parlamentarische Arbeit einzubringen und zu vertreten, wie z.B. diesmal die Themen KI in Kommunen und Katastrophenschutz.

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Besuch im Wahlkreis

Ende Mai hatte ich die Gelegenheit zu einem Besuch des Wahlkreises von Markus: 4 Tage und 3 Nächte in Dresden. Dort traf ich endlich auch das Dresdner Team persönlich. Als erstes begleitete ich Markus zu einem Schulbesuch, wo er mit 15-Jährigen über Demokratie diskutierte. Dann half ich dem Team bei der Vorbereitung und Durchführung des jährlichen Kinderfestes und eines Infostandes. Ich durfte auch an der Vorbereitung einer Rede mitarbeiten und erkundete zum Feierabend noch etwas die schöne Stadt. Geschwindigkeit und Art der Aufgaben unterscheiden sich im Wahlkreis sehr zu denen im Bundestag. Während das Tempo viel entspannter ist, sind die Aufgaben und Zuständigkeiten viel breiter und vielfältiger, beschränken sich nicht nur auf die Themen Arbeit und Soziales sowie Digitales.

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Mein Fazit

Während des IPS Programms habe ich sehr viel gelernt. Durch den Austausch mit so vielen unterschiedlichen coolen Leuten aus den ganzen Welt, bekam ich sehr viele neue Perspektiven. Mein größter ‚Kulturschock' als Mathematikstudent? In der Mathematik ist alles fest und eindeutig, eine Aussage entweder richtig oder falsch. In der Politik hingegen ist es ganz anders: ‚Richtigkeit' ist hier mehrdeutig und wenn eine Aussage richtig ist, bedeutet es nicht, dass eine Gegenaussage falsch ist. Das finde ich faszinierend.

Die Terminbegleitungen ermöglichten mir den direkten Kontakt zu Experten, die Rechercheaufgaben machten mir bewusster, was jetzt in Deutschland bzw. in der Welt passiert ist. Und: Ich habe dadurch auch gelernt, wie man effizient mit KI arbeitet. Denn wie bereits erwähnt sind Politik und Gesetze nicht meine ,erste Sprache', Generative KI half mir dabei, Gesetzentwürfe und Stellungnahmen zu lesen und zusammenzufassen.

Ich finde es auch sehr schön, dass die überwiegende Mehrheit der Abgeordneten, die ich getroffen habe, sehr freundlich, aufgeschlossen und bescheiden sind. Sie sind sehr engagiert in ihrer Arbeit, und man kann sehen, dass sie sehr hart für ihre Wahlkreisbewohner kämpfen. Das ist wirklich ein Vorbild für alle Abgeordneten in anderen Ländern!

Das IPS-Programm ist ein einmaliges Erlebnis. Man sammelt nicht nur sehr viele wertvolle Erfahrungen, sondern man hat auch sehr viel Spaß. Ich möchte mich bei Dr. Markus Reichel und seinem ganzen Team sowie dem IPS Team von ganzem Herzen für die schöne Zeit bedanken. Ich werde als Alumni für dieses Programm stark werben. Zusammenfassend lässt sich sagen: Ich kann es nur empfehlen!"

"In der Mathematik ist alles fest und eindeutig, eine Aussage entweder richtig oder falsch. In der Politik hingegen ist es ganz anders: ‚Richtigkeit' ist hier mehrdeutig und wenn eine Aussage richtig ist, bedeutet es nicht, dass eine Gegenaussage falsch ist. Das finde ich faszinierend."

Dimas Fakhri Arsaputra, Mathematikstudent und IPS Stipendiat 2023
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Lieber Dimmy, ich danke dir für deine Mitarbeit und wünsche dir im Namen unseres gesamten Teams alles Gute für deine Zukunft!

Auch an einem IPS-Stipedium interessiert?

Dimmy hat hier noch ein paar hilfreiche Infos für Interessierte:

Wie bekommt man eigentlich so ein IPS Stipendium?

"Meiner Erfahrung nach sind die wichtigsten Kriterien ein starkes gesellschaftliches Engagement, gute bis sehr gute Leistungen im Studium und natürlich sehr gute Deutschkenntnisse. Doch man sollte auch wissen, wie die deutsche Politik funktioniert. Auch wenn ich denke, dass hier Grundlagen schon ausreichend sind. Gelegentlich die Nachrichten zu lesen, ist in der Vorbereitung von Vorteil."

Wie läuft die Anmeldung?

"Hier muss ich dem IPS-Team großen Dank aussprechen. Obwohl wir sehr viele Formulare ausfüllen mussten, sind diese alle sehr klar formuliert und das Team reagiert sehr schnell auf Anfragen. Da ich schon in Berlin studiere, brauchte ich keine Wohnung und musste mich nicht an der HU Berlin immatrikulieren. Ich bekomme einen Wohnzuschuss und mein Semesterbeitrag und Krankenversicherung werden bezahlt."

Wie erfolgt die Vorbereitung?

"Im ersten Monat fanden Seminare statt. Die Vorlesungen zur parlamentarischen Arbeit finde ich sehr hilfreich, besonders für Stipendiaten ohne politikwissenschaftlichem Hintergrund, wie mich. Aber es gab nicht nur Vorlesungen, sondern auch interaktive Workshops. Am Besten gefiel mir dabei das parlamentarische Planspiel, bei dem wir die Gelegenheit hatten, einen Gesetzgebungsprozess zu simulieren. Das machte richtig Spaß. Am Ende der Vorbereitungszeit hatten wir auch eine Studienfahrt nach Weimar, wo wir viel über die deutsche Geschichte lernten. Insbesondere, dass Demokratie nicht umsonst ist, und man immer darum kämpfen muss. Auch während der Praktikumszeit gibt es gelegentlich noch interessante Vorlesungen wie z.B. über Innovation."


Weitere Infos zum Internationalen Parlaments-Stipendium finden Sie hier