Tagdermuttersprache  Markus Und Agata Reichel

Brücken der Verständigung - Rückblick auf meine Wahlkreiswoche

Am Dienstag jährte sich zum 23-ten Mal der Internationale Tag der Muttersprache, um der „Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit“ zu gedenken. Durch unsere deutsch-polnische Ehe aber auch die vielfältigen Interessen, haben sich bei uns daheim eine ganze Menge Sprachlehrbücher angehäuft. Denn für uns ist die Muttersprache zwar die Sprache des Herzens - jede weitere Sprache aber eine mögliche Brücke zum Herzen anderer.

Das gegenseitige Verstehen und die Brücken in meinem Wahlkreis sind mir immer ein besonderes Anliegen.

Jobcenter Dresden Gf Thomas Berndt

Brücke 1: Arbeitsmarkt

Aus diesem Grund besuchte ich zum Wochenanfang das Jobcenter Dresden und informierte mich knapp zwei Monate nach Einführung des Bürgergeldes über dessen Umsetzungsstand. Geschäftsführer Thomas Berndt berichtete mir über die ersten Erfahrungen damit in unserer Stadt - für eine umfassende Bewertung sei es allerdings noch zu früh, sagte mir Berndt. Ich werde auf jeden Fall diese Reform der Grundsicherung in den nächsten Monaten weiter sehr genau beobachten, um herauszufinden, an welchen Stellen weiterer Verbesserungsbedarf besteht.

Arbeitsagentur Dresden Leiter Jan Pratzka

Mit dem Leiter der Agentur für Arbeit Dresden, Jan Pratzka, tauschte ich mich im Anschluss über die Rolle der Bundesagentur bei der Lösung des Fachkräftebedarfs aus. Insbesondere bei Neuansiedlungen gibt es in Dresden noch einiges zu tun: Denn es ist großartig, wenn Unternehmen - wie Infineon letzte Woche einen weiteren Neubau verkündet hat- am Standort Dresden weiter investieren. Doch das führt auch zu neuen Herausforderungen für den regionalen Arbeitsmarkt. Damit das nicht zulasten der kleinen und mittleren Unternehmen geht, ist eine umfassende Fachkräftestrategie für die Region erforderlich. Dresden sollte sich dazu als ein überregional attraktiver Lebens- und Arbeitsort positionieren.

Staedte Und Gemeindetag Ob Radebeul Bert Wendsche

Brücke 2: Vernetzung

Wie könnte die Modernisierung der Verwaltung in Sachsen gelingen? - Darüber hatte ich am Mittwoch mit dem Oberbürgermeister der Stadt Radebeul, Bert Wendsche, einen interessanten Austausch. Als Präsident des Sächsischen Städte- und Gemeindetages ist ihm - ebenso wie mir - wichtig, dass und wie die kommunale Ebene durch eine Digitalisierung gestärkt werden kann.

Saechs  Landkreistag Andre Jacob

Auch bei meinem Besuch des Sächsischen Landkreistag e.V. drehte sich das Gespräch mit Geschäftsführer André Jacob und Stellvertreterin Veronika Müller um die Digitalisierung sowie die Herausforderungen durch das Online-Zugangsgesetz für den ländlichen Raum.

Diesen wichtigen Input aus der Praxis nehme ich nächste Woche mit in den Ausschuss Digitales.

Kokopol Markus Reichel

Brücke 3: Freundschaft & Solidarität

Als Mitglied der Deutsch-Polnischen Parlamentariergruppe war es
mir gestern eine besondere Ehre, auf der Arbeitstagung der Polonia-Verbände "Herkunftssprache Polnisch neu gedacht" in St. Marienthal zu sprechen und mich über die Polnisch-Förderung in Deutschland auszutauschen. Ich freue mich, dass dort so viele unterschiedliche Bildungsverbände zusammenkamen, um die deutsch-polnische Freundschaft mittels einfacher Lernkonzepte weiter zu verbessern.
Marienthal hat für mich eine ganz persönliche Bedeutung: Als Stipendiat der Deutschen Bundesstiftung Umwelt lernte ich 1995 meinen späteren Chef am Internationalen Hochschulinstitut Zittau kennen. Als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am IHI Zittau entschied ich mich u.a. auch Polnisch zu lernen, auch als Zeichen des Respekts vor den polnischen Studierenden, die Deutsch lernen mussten. Das Interesse an der polnischen Sprache, also eigentlich an Land und Leuten, motiviert mich bis heute. Daher ist es für mich auch ein schönes Symbol wenn das Kompetenz- und Koordinationszentrum Polnisch (KoKoPol) von dort aus arbeitet

Abctische

Dass mir das Erlernen anderer Sprachen wichtig ist, habe ich schon mehrfach erwähnt. Heute besuchte ich die ABC-Tische im Albertinum, um mir selbst einmal ein Bild zu verschaffen, wie der dort fast täglich stattfindende Deutschunterricht abläuft. Ein bewusst öffentlicher Ort, "damit Integration nicht in den Hinterzimmern stattfindet, sondern vor aller Augen", so Mitinitiatorin Claudia Nikol. Aus Solidarität mit den Flüchtenden des Jahres 2015 seien die Unterrichtstische einst auf dem Friedrichstädter Friedhof gegenüber der Erstaufnahmeeinrichtung aufgestellt worden. Sieben Jahre später helfen nach wie vor 10 bis 20 Dresdner Ehrenamtler nachmittags von Dienstag bis Freitag bei den Hausaufgaben - spontan und ohne Dienstplan. Dadurch haben so inzwischen rund 1.500 Menschen aus 53 Ländern hier in Dresden Deutsch gelernt - von Niveau A0 bis C1.

In unserer Runde mit dabei drei Syrer, ein Jordanier und eine Ukrainerin - qualifizierte Ärzte, Mathematiklehrer, Apotheker und Übersetzer. Sie alle erzählen begeistert von unserer Stadt, ihrem Erzählcafé im Stadtmuseum und warum sie trotz aller Gegenmeinungen und Vorurteile hier im Osten und in unserer Stadt bleiben: "Hier an den Tischen sitzen Freunde. Alle sind freundlich und wir reden über Dinge, die in keinem Lehrbuch stehen. Es ist wie zu Hause."

Ich bin sehr beeindruckt und bedanke mich herzlich für so viel Engagement bei Claudia, Peter und Stefan - dem Kernteam, das täglich auf unzählige Unterstützer zwischen 16 und 83 Jahren zählen kann, aber nach wie vor auf eine Anschlussförderung durch das Land oder die Stadt Dresden hofft.

"Die Muttersprache ist für uns die Sprache des Herzens und jede weitere Sprache eine Brücke - vielleicht auch zum Herzen anderer."

Agata und Markus Reichel, deutsch-polnisches Ehepaar